Die erste craniosacrale Entdeckung
Die ersten Grundlagen der Craniosacral Therapie wurden vor über 100 Jahren entdeckt. Am Anfang des 20. Jahrhunderts machte der Osteopathie-Student William Garner Sutherland im Labor der Universität eine wichtige Entdeckung: Er betrachtete eingehend die voneinander getrennten Knochen eines echten menschlichen Schädels. Dabei weckten vor allem die Nähte sein besonderes Interesse. Die verschiedenen Knochen des Schädels mussten hierbei durch die Art der Verzahnung an den Nähten besonders leicht voneinander zu trennen gewesen sein.
Widerspruch zur Lehre
Doch wie konnte das sein? Jeder Medizinstudent zu seiner Zeit lernte, dass der Schädel an den Nähten fest zusammengewachsen sei. Wie konnte es dann sein, dass sich die Nähte so leicht wieder lösen lassen?
Eine Eingebung
Während er sich speziell die Nähte an den Keil- und Schläfenbeinen des Schädels anschaute, hatte Sutherland eine Eingebung: Die anatomische Beschaffenheit des menschlichen Kopfes mit seinen zackenhaften Nähten ermögliche eine Art „Kiemenatmung wie bei einem Fisch“. Dieser Gedanke ließ ihn nicht mehr los und fand sich viel später in seiner Theorie des Atems des Lebens wieder. Dabei ist nicht die Lungenatmung gemeint, sondern die Leben spendende Kraft, die den Körper durchdingt und dies über die drei craniosacralen Rhythmen tut.
Entschluss
Um diesen Widerspruch zwischen seiner Beobachtung und der wissenschaftlichen Lehre zu lösen, entschloss sich Sutherland zu beweisen, dass sich die Schädelknochen nicht bewegen können und er sich also mit seiner Beobachtung geirrt haben musste.
Experiment
Für diesen Versuch entwarf er einen Helm aus Leinen- und Lederbändern. Mit dieser Hilfe würde er an seinem eigenen Kopf einzelne Schädelknochen in bestimmten Positionen fixieren. Die Idee dahinter war sehr einfach: Wenn es Bewegung der Knochen gäbe, könnte er diese so unterbinden und eventuelle Auswirkungen der Fixierungen an sich selbst beobachten.
Erste Auswirkungen
Mit Hilfe dieses Helmes gelang es ihm tatsächlich bestimmte Knochen seines Kopfes in einer festen Position zu fixieren. Das kurzfristigen Ergebnisse des Experimentes waren Kopfschmerzen und Verdauungsprobleme.
Weitere Symptome durch das Experiment
In der weiteren Fortführung des Selbstversuches wurden die Symptome heftiger. Er empfand Enge im Schädel, starke Kopfschmerzen, Übelkeit und Verwirrung. Besonders interessant erschien es Sutherland, dass er deutliche Entlastung empfand, wenn er durch Festzurren der Bänder den betreffenden Knochen seines Schädels in einer entgegengesetzte Richtung als vorher fixierte.
Sutherlands Schlussfolgerung
Während der Monate dieser intensiven Experimente beobachtete auch Sutherlands Frau beunruhigende Auswirkungen auf seine Gesundheit sowie geistige Verfassung. Nach einigen Monaten beendete er das Experiment. Für ihn war damit die Beweglichkeit der Knochen am menschlichen Schädel bewiesen. Weiterhin hatte er er sogar die Auswirkungen der Störung von Bewegungen an den Knochen auf seine eigene Gesundheit kennengelernt. Anschließend forschte er weitere 50 Jahre an der Bedeutung seiner Entdeckung. In dieser Zeit, ganz im Gegensatz zu diesem Experiment, hatte er eine äußerst sanfte Therapie entwickelt.
Die craniosacrale Entdeckung und historische Parallelen
Nach der Entdeckung und Entwicklung der craniosacralen Therapie vertritt die Theorie hinter dieser (die Medizin ergänzenden) Behandlung folgende Auffassung: Die einzelnen Schädelknochen sind beweglich und folgen einer ständigen Bewegung im craniosacralen Rhythmus. Daraus ergeben sich Übereinstimmungen mit anderen Arten der traditionellen Medizin.
Übereinstimmungen mit asiatischer traditioneller Medizin
In der Akupunktur und dem Ayurveda existieren seit Langem ein Wissen von diesen subtilen Bewegungen, wie sie die craniosacrale Theorie beschreibt. Auch hier werden diese Bewegungen als durchgängig durch den ganzen Körper analog zur Craniosacral Therapie beschrieben. Sie sehen die Ursache der rhythmischen Bewegung im Fluss der vitalen Kräfte sowie der Lebensenergie.
Weitere Parallelen
Die geringe Beweglichkeit der Schädelknochen wurde ebenfalls in traditioneller russischer Physiologie unterrichtet. Zudem gab es in Italien am Anfang des 20. Jahrhunderts eine auffällige Übereinstimmung in der Anatomie-Lehre : Dort war es verbreitete Lehrmeinung, dass die Nähte im Schädel eines Erwachsenen nicht völlig zusammenwachsen. Es wurde unterrichtet, dass auch beim Erwachsenen ein geringer Bereich von Beweglichkeit in den Nähten des Schädels ein Leben lang erhalten bleibt.
Historische Übereinstimmungen
Auch in Indien werden traditionell überlieferte Manipulationen an den Schädelknochen seit Jahrhunderten praktiziert, wie Craniosacral Therapie Autor Hugh Milne in Indien am eigenen Kopf erlebt hat. Sie sind ebenfalls aus dem antiken Ägypten und der peruanischen Paracus-Kultur bekannt (2000 v. Chr. – 200 n. Chr.).
Emmanuel Swedenborg
Der Philosoph, Mystiker und Wissenschaftler Emmanuel Swedenborg fand im 18. Jahrhundert heraus, dass es im Gehirn eine rhythmische Bewegung in Form von regelmäßigen Zyklen mit Ausdehnung und Zusammenziehung gibt.